Rücktritt vom Spitzensport

 

Eine weitere und letzte Saison neigt sich dem Ende zu. Für mich ein Jahr voller neuer Erfahrungen.

 

So habe ich mich entschieden, meine Karriere als Langlaufprofi per Ende Saison zu beenden!

 

 

Zeit für NEUES

Eine weitere und letzte Saison neigt sich dem Ende zu. Für mich ein Jahr voller neuer Erfahrungen.

So habe ich mich entschieden, meine Karriere als Langlaufprofi per Ende Saison zu beenden!

Erste Gedanken für einen Rücktritt erfolgten im Januar 2020, als ich mitten in der Tour de Ski mit zwei anderen Teamkollegen nach Hause geschickt wurde. Das war ein schwerer Moment. Ich hatte mir das Ticket auf den letzten Drücker mit einem Podestplatz an einem COC-Rennen erkämpft. Auch mein Gefühl, mich in der Saison steigern zu können, war zuversichtlich. Leider startete ich mit bescheidenen Leistungen in diese Tour de Ski. Doch meine bevorzugten klassischen Etappen hatten gerade erst begonnen. Und dann der enttäuschende Entscheid. Ich konnte es nicht glauben, dass man während des Sommers für die Athleten soviel Zeit aufwendet, dann aber ohne konkrete Begründung und ohne weitere Perspektiven während der Saison mitten in einer für mich wichtigen Tour de Ski nach Hause schickt wird. So war ich mental derart stark geknickt, dass ich nicht mehr in die Saison zurückfand.

Die Konsequenzen erfuhr ich dann am Ende der Saison, als ich keinen Kaderstatus mehr bekam.

 

Abenteuer Norwegen

Allen Widerwertigkeiten zum Trotz, startete ich mit neuem Mut in ein neues Abenteuer. Ich packte meine sieben Sachen und schlug meine Zelte in Trondheim (Norwegen) auf. Ein neues Trainingsumfeld und eine neue Umgebung sollten dazu führen, den lang ersehnten Leistungssprung zu machen. 

Zusammen mit meinem Coach und Kollegen Janis Lindegger kam ich wirklich gut durch den Sommer. Aber die Angliederung an ein Team war schwieriger als gedacht. So blieb ich mehrheitlich isoliert, obwohl ich meine Trainings durchzog. Doch das Training im Team fehlte mir.

 

Saison 20/21

Mein Saisonstart erwies sich dann als sehr schwierig. Ich war noch nicht konkurrenzfähig. Zu Beginn stand beim Alpen Cup im Goms je ein Skating Wettkampf im Sprint und über die Distanz bei sehr schwierigen Verhältnissen auf dem Programm. Das erste Wettkampfwochenende ging gleich mächtig in die Hose und so bekam ich kein Aufgebot für den Weltcup in Davos. Ein harter Dämpfer. Die Selektionen für die Tour de Ski standen dann bereits nach dem Weltcupwochenende in Davos fest und somit war der einzige Klassisch-Wettkampf im Alpencup kurz vor Weihnachten dann auch ohne Bedeutung. 

Gute Resultate im Dezember wären so wichtig gewesen. Doch alles ging schief und somit schaffte ich es nicht auf den «Weltcup-Zug» aufzuspringen. In der Woche vor dem Heimweltcup in Davos entschied ich bereits kurz nach Beginn der Saison meine Karriere zu beenden. Das war dann eine Enttäuschung zu viel.

Es erforderte enorm viel Überwindung, dies meinem engsten Umfeld mitzuteilen und vor allem es auszusprechen. Doch es war eine Erlösung. Es fiel mir ein Stein vom Herzen. 

Ein sofortiges Karrierenende hatte ich mir vorgestellt. Doch ich liess mich überreden, die Saison doch noch fertig zu laufen. Im Nachhinein die richtige Entscheidung. Ich wusste zwar in diesem Moment nicht, wie ich noch so viele Wettkämpfe ohne richtigen Fokus meistern sollte. 

An den Schweizermeisterschaften in Sedrun erwischte ich dann etwas unerwartet ein gutes Wochenende und durfte nochmals einen Schweizermeistertitel und eine Bronze-Medaille mit nach Hause nehmen. Rückblickend für mich nochmals ein Highlight, als erster die Ziellinie überqueren zu dürfen. 

Weitere Rennen folgten. Im Kopf bin ich jedoch schon in der Zukunft.

 

Weltcup Engadin und SM als schöner Abschluss

Der Weltcup im Engadin 13./14.03.2021 wurde bei der Bekanntgabe nochmals zu einem kleinen Wunsch von mir. Nach einem guten Rennwochenende wurde ich dann prompt von Swiss Ski aufgeboten, was mit sehr gefreut hat. 

Ende März dann zum definitiven Abschluss noch die SM in Sedrun – und dann ist Schluss.

 

Gründe für den Rücktritt und Ausblick

Als Langlauf Profi investiert man sehr viel über den ganzen Sommer hinweg. Sehr viel Training, Disziplin und Einsatz sind gefragt. Es gibt sehr wenig Zeit für andere Sachen. 

Ich habe mir eine Liste gemacht mit verschieden Punkten, welche mir durch den Kopf gingen. Umfeld, Betreuung, Trainer, Zukunft, Motivation und und und…

Viele Fragen musste ich mit «nein» beantworten. 

Somit kam ich zum Schluss, dieses Kapitel abzuschliessen und einen neuen Lebensabschnitt in Angriff zu nehmen.

Was ist geplant?

Ich möchte vorerst etwas Abstand gewinnen. Somit bleibe ich bei meinem Arbeitgeber als der Eidgenössischen Zollverwaltung als Grenzwächter treu. Sobald ich dann reif bin, möchte ich den Schritt in die Selbständigkeit wagen und ins elterliche Sportgeschäft einsteigen.

 

Sportlich reizt mich der Triathlon…

Ich freue mich

Livio